Michael Jacksons Hologramm-Auftritt bei den Billboard Music Awards 2014

Einfach geniales Event – mit genial einfacher Technik

MJ Header

Bombastisch! Der „King of Pop“ lebt selbst nach seinem Tod weiter und überraschte die staunende Menge bei den diesjährigen Billboard Music Awards am vergangenen Wochenende im MGM Grand Hotel in Las Vegas (USA) mit einem atemberaubenden Live-Auftritt, in dem er als Hologamm, zusammen mit echten Tänzern, zum Song „Slave to the Rhythm“ von seinem brandneuen Album „Xscape“ in einer spektakulären Bühnenshow performte und sogar seinen legendären Moonwalk zeigte.


[HD] Michael Jackson Hologram – Slave To The… von IdolxMuzic

Dabei wirkte er so lebensecht, dass das Publikum raste und am Ende mit standing Ovations applaudierte.

Für den einen oder anderen der anschließend interviewten Gäste war das Gezeigte „Eines der verblüffendsten Dinge, die ich je gesehen habe“.
Und selbst, wenn der wiederbelebte Michael bei genauerem Hinsehen hier und da, besonders im Gesicht, noch etwas emotionslos und künstlich wirkte, so hat auch mich das Dargebotene so sehr beeindruckt, dass ich mich gefragt habe: „Wie zum Teufel funktioniert das?!“

Grundidee ist fast 300 Jahre alt

Tatsächlich ist die Technologie hinter dem Gezeigten von Grundsatz her beinahe schon enttäuschend simpel, wurde das Konzept doch bereits im 18. Jahrhundert entwickelt und ging, nach seinem Erfinder John Henry Pepper benannt, als „Pepper’s Ghost“ in die Geschichte, sowie das Repertoire zahlreicher Illusionisten, ja selbst Vergnügungsparks-, Jahrmarkt- und Kirmesattraktionen ein.
Vielleicht waren Sie ja auch schon einmal im Disneyland oder auch nur im Phantasialand, wo man sich die Illusion ebenfalls im „Haunted Mansion“ / „Phantom Manor“ oder in der „Geister Rikscha“ zunutze macht, um Gespenster scheinbar frei im Raum erscheinen zu lassen.
Dazu wird eine Glasscheibe in einem definierten Winkel angeordnet, so dass sie aus einem bestimmten Blickwinkel ein speziell beleuchtetes Objekt auf der gegenüberliegenden Seite reflektiert.
Auf dem gleichen Prinzip bauen sogar die Head-up-Displays in modernen Autos auf, über die Tachoanzeigen auf die Frontscheibe projiziert werden.

Pepper's Ghost

Natürlich wurde dieser Trick für den Bühnenauftritt des King of Pop etwas modifiziert, dennoch ist das Grundkonzept identisch.
Aber fangen wir vorne an: Zunächst muss das Video mit Michaels Bewegungen natürlich produziert und aufgezeichnet werden.
Hierfür nimmt man einen Tänzer mit möglichst gleicher Statur wie das Original zu seinen besten Zeiten – und der Fähigkeit, sich möglichst genauso zu bewegen. Dieser tanzt die vorher choreografierten Schritte „Michael-like“ nach. Ist dies im Kasten, setzt man dem tanzenden Körper eine CGI-Version (also eine Version aus Computergrafik) von Jacksons Gesicht auf, die man lebensecht und lippensynchron animiert.
Sind Hintergrund und Effekte eingefügt und das zweidimensionale Video (mehr ist es letztendlich nicht) fertig, so geht es ans Eingemachte: Den tanzenden „MJ“ so überzeugend wie möglich auf die Bühne zu bringen. Die Firma „Musion 3D“ hat sich, u.a. mit ihrem „Eyeliner 3D„-System, auf Derartiges spezialisiert.

Concept Step 1

Hierzu installiert man, getreu „Pepper’s Ghost“, eine transparente Folie im definierten Winkel (i.d.R. irgendetwas um die 45°) quer über die Bühne, in diesem Fall allerdings diagonal von vorne oben nach hinten unten verlaufend.

Concept Step 2

Für bessere Lichtreflexionseigenschaften greift man hier zu einer Beschichtung mit speziellem Metallstaub (ähnlich der Silberleinwand im RealD-3D-Kino, nur eben transparent).

Nun kommen noch ein oder mehrere extrem lichtstarke Projektoren zum Einsatz, die in oder vor der Bühne versenkt platziert sind und das vorverzerrte, hochaufgelöste Video exakt so auf die Folie werfen, dass aus dem Blickwinkel des Publikums ein realistischer Bildeindruck entsteht.

MJ

Zusammen mit echten Kulissen, zusätzlicher rückwärtiger Videowand, Lichtshow, Nebel und realen Tänzern auf der Bühne kommt so der Eindruck auf, Michael wäre tatsächlich dort, lebendig und tanzend.

Wenn auch nur in (durch die transparente Projektion leicht geisterhaftem, aber sich immerhin frei im dreidimensionalem Raum bewegendem) 2D. Denn auch wenn die Technologie sicherlich ebenfalls mit 3D funktionieren würde, so wären dafür dann (wie im Kino) Brillen nötig. Hier stößt das Konzept somit derzeit noch an seine Grenzen, weswegen der technische Ansatz leider auch nicht für das Thema „3D ohne Brille“ genutzt werden kann.

Ich hielt es dennoch für angebracht, die Sache hier einmal zu beleuchten – denn faszinierend ist sie allemal.

Michael Jackson – Slave to Technology!