Der holprige Start der Ultra HD Blu-ray

Ein Blick auf die letzten drei Monate

Es war still bei AV-Insider.
Fast ein halbes Jahr gab es keinen einzigen neuen Beitrag.
Oft gab es in der Szene kurze News, mal von mehr, mal von weniger Belang. Letztlich aber waren es alles Dinge, die auf ein Ereignis hindeuteten, das wichtigste Ereignis für echte Heimcineasten:
Den Start der Ultra HD Blu-ray (UHD-BD).
Vor ziemlich genau zwei Monaten war es denn auch endlich soweit – zumindest offiziell wurde die neue Silberscheibe Anfang April 2016 in Deutschland auf dem Markt eingeführt – gut, dass dies dem geneigten User zumindest im Vorfeld bekannt war, denn live mitbekommen hätten es ansonsten wohl die wenigsten.
Und das bis heute, denn wenn man nicht gerade gezielt in den einschlägigen Internet-Shops danach sucht, ist im lokalen Einzelhandel, selbst mit viel Mühe, nichts vom neuen Standard zu sehen oder zu hören.
Was auch der Grund für die lange Funkstille hier war – halbgare Infos bringen schließlich niemandem etwas.
Doch der Reihe nach.

Start mit Schwierigkeiten

Bereits kurz nach Systemstart in den USA Ende Februar/Anfang März diesen Jahres konnte man in den amerikanischen Foren (z.B. dem bekannten AVS-Forum) vor allem eines spüren: Verwirrung.
Denn wenn sie das Glück hatten, überhaupt ein Exemplar des bis heute einzigen in den USA verfügbaren Player-Modells, des Samsung UBD-K8500, ergattert zu haben, so stellten Anschluss und Setup des Players, ja teilweise sogar die Kompatibilität desselben mit diversen UHD-TVs oder -Projektoren, die dortigen User vor unerwartete, teils massive Probleme.

Von im besten Fall „Irgendwie sehe ich keinen Unterschied zur normalen BD“ oder „Die Farben sind viel zu grell / viel zu lasch“, über „Warum sind am TV sämtliche Bildeinstellungen ausgegraut, wenn ich eine UHD-BD wiedergebe?“, „Warum zeigt mein Display kein „HDR“ an, obwohl es das lt. Datenblatt doch können soll?“ bis hin zu „Ich bekomme gar kein Bild!“ manifestierten sich sämtliche Alpträume selbst eingefleischtester Technikfreaks – zumal die Kundenhotlines von Player sowie Displays/Projektoren sich mit derartigen Fragen ebenfalls völlig überfordert sahen und über Strohhalm-Tipps wie „Haben Sie auch die richtige Disc, also wirklich die UHD-Disc und nicht die normale Blu-ray eingelegt?“ oder „Haben Sie die neueste Software installiert?“ nicht hinauskamen.
Verstimmte User und Kommentare wie „Wenn wir als technikaffine Early Adopter, ja und sogar die Firmen selbst da schon nicht mehr durchblicken, für wen soll dieser neue Standard denn dann eigentlich gemacht worden sein?“ waren die berechtigte Folge, das Warten auf die nächste und wiedernächste Software-Version für Player und Bildwiedergabegerät entpuppte sich als Geduldsspiel, schien aber in der Tat die vorerst einzige Hoffnung zu sein.

Es gab viel Klärungsbedarf in der Szene, auch nach wie vor zum Deutschland-Start Anfang April, zu dem sich allerdings eine Sache änderte: Neben Samsung präsentierte auch Panasonic  mit dem DMP-UB900 seinen ersten UHB-BD-Player – und zwar vorerst (sogar bis heute) exklusiv in Europa.


Heiß begehrt, aber schwer zu bekommen: Der Panasonic DMP-UB900

Mit 799,- Euro ist dieser zwar fast doppelt so teuer wie der Samsung, bietet allerdings, neben höherer Verarbeitungsqualität auch deutlich mehr Einstellmöglichkeiten, mit denen er sich viel besser an die Anforderungen und Fähigkeiten unterschiedlicher TV-Modelle anpassen lässt.
Problematisch war anfangs allerdings die Liefersituation bei beiden Playern. Der Samsung kam nur tröpfchenweise nach, interessierte den qualitätsbewussten Heimkinoenthusiasten aber sowieso nur bedingt.
Panasonic hatte sich gar komplett verschätzt, übertrafen die deutschlandweiten Vorbestellungen zum Release doch bereits die für das Jahr 2016 ursprünglich veranschlagte Gesamtstückzahl für die Bundesrepublik, was Liefer- und damit Wartezeiten von bis zu zwei Monaten nach sich zog.
Mittlerweile hat sich die Lage immerhin weitestgehend entspannt, wer einen Player haben möchte und akribisch danach sucht, wird sicherlich einen finden, im Regal von Fachhändlern sind die Geräte aber nach wie vor rar, auf Palette in Elektromärkten nicht zu finden.
Auch UHD-BD-Filme sucht man im stationären Einzelhandel bisher meist vergeblich – oder sie sind so gut versteckt, dass sie niemand findet.

Unwissenheit ist ein Fluch

Mit der Zeit meldeten sich nach und nach immer mehr Szene-Experten zu den Themen UHD-BD und HDR zu Wort, vom deutschen AV-Experten Marcel Gonska, über den amerikanischen Video-Papst Joe Kane, bis hin zu den Kalibrierungsexperten von SpectraCal, sowie vielen anderen.
Besondere Aufklärungsarbeit in den USA leisteten und leisten Scott Wilkinson mit seinen „Home Theater Geeks„-Video-Interviews, sowie in Deutschland Heimkino- und Unterhaltungselektronik-Spezialist Patrick Schappert aus Kaarst mit seinen Grobi-TV Videobeiträgen und -interviews, die jedem hier wärmstens ans Herz gelegt seien.

Nach insgesamt nun über drei Monaten seit US-Start, vielen positiven wie negativen User-Erfahrungen, Forenbeiträgen und technischen Insider-Informationen von Szenegrößen lichtet sich daher nun langsam aber sicher der Nebel und man kann ein paar Fakten zur UHD-BD festhalten, von denen einige – positiv wie negativ – zu überraschen wissen:

1) Der Unterschied ist bisher geringer als gedacht

Begriffe wie „4-fache Auflösung“, „erweiterter Farbraum“, „High Dynamic Range“, usw. haben offenbar bei einigen Usern zu der Erwartung geführt, dass einen Farben und Kontrast der neuen Scheiben auf einem entsprechenden Display regelrecht „anspringen“ müssten. Überrissene HDR-TV-Geräte in Elektromärkten, die ganztags ihre übersättigten Demo-Clips abspielen (Samsung ist hier besonders negativ zu erwähnen), tun dafür ihr Übriges.
Dem ist bei korrekter Einstellung aber nicht so, schon gar nicht bei den ersten nun erhältlichen Scheiben. „Color-Pop“-technisch können HDR-Inhalte manchmal sogar „zahmer“ aussehen als ihre SDR-Gegenstücke. Eben weil mehr Farben und somit feinfühligere Abstufungen möglich sind.
Dass die 4-fache Auflösung selbst im idealen Fall nur aus direkter Nähe kleiner-gleich Bildhöhe Mal 1,5 einen deutlich sichtbaren Qualtitätsgewinn bringt, wurde bereits in einem früheren Artikel auf AV-Insider erklärt und bestätigt sich hier – zumal bisher die wenigsten erschienenen UHD-BD-Filme überhaupt von einer echten 4k-Vorlage („Digital Intermediate“) gemastert wurden.


Die Theorie zu HDR

Der erweiterte Farbraum erhöht zwar theoretisch die mögliche Sättigung der Farben, allerdings nur, wenn diese wirklich gesättigt sind, bzw. sich deutlich darauf zu bewegen – was quasi nur in Ausnahmefällen und bei wenigen Objekten (z.B. einem knallroten Auto in strahlendem Sonnenschein) der Fall ist.

HDR schließlich bestimmt die maximal mögliche Helligkeit und die Anzahl möglicher Grau- und Farbabstufungen.
Spezifiziert sind diese bis 10.000 Nits (= Candela pro Quadratmeter) und 12 Bit (= 4096 Stufen), derzeit genutzt werden allerdings lediglich bis zu 1.000 Nits bei Premium-TV-Geräten und 10 Bit (1024 Stufen).


„Banding“ – ein Artefakt zu geringer Farbauflösung

Letzteres sorgt für fließendere Farbübergänge, z.B. bei Sonnenaufgängen, ohne „Banding“-Effekte (ringförmig sichtbare Farbstufen rund um die Sonne, um beim Beispiel zu bleiben), Ersteres dafür, dass einen die Sonne sogar zu blenden vermögen soll.
In der Praxis ist dies aber höchstens Spitzlichtern vorbehalten, der Rest des Bildes bewegt sich nach wie vor eher im Bereich der bei normalem HD üblichen 100 Nits.
Und wie aktuell deutlich wird, wissen selbst die Studios diese neue Technik noch nicht durchgehend vorteilsbringend einzusetzen, man gibt offen zu, dass man selbst erst damit experimentieren müsse, da zu exzessive Nutzung gar zulasten des Sehkomforts gehen kann, wenn das Anschauen eines Filmes aufgrund zu häufiger Blendungen eher zur Arbeit verkommt.
Video-Papst Joe Kane gab kürzlich gar offen zu, HDR nicht wirklich zu mögen. 10 oder gar 12 Bit seien zwar eine feine Sache, wären mit SDR („Standard Dynamic Range“) aber noch zu viel besseren Ergebnissen imstande.
Denn um ein Kuriosum sollte man ebenfalls wissen:
In den Dolby Cinemas, aus denen die HDR-Technik ursprünglich entstammt (Dolby Vision), und für die immer mehr Kinofilme bestmöglich gemastert werden, beträgt die maximale Leuchtkraft gerade einmal 106 Nits (31 foot-lambert) – also nur knapp über über dem HD-üblichen SDR!


Selbst in Dolby Cinemas beträgt die Spitzenhelligkeit kaum über 100 Nits.

Ist Heim-HDR also nichts weiter als eine marketingtechnische Mogelpackung?
Die Zeit wird zeigen, welchen Benefit es für den Heimuser wirklich bietet.

2) Eine Kalibrierung ist vorerst nicht möglich

Wie oben erwähnt, unterstützt die UHD-BD erweiterte Farbräume bis hin zu REC.2020 (im Gegensatz zum REC.709-Farbraum der BD). Dies ist insofern löblich, da dies Zukunftssicherheit verspricht. Allerdings ist ein derart großer Farbraum beim derzeitigen Stand der Technik nur mit Laserprojektion und daher vorerst nur in Premium-Kinos realisierbar, was mit ein Grund dafür sein dürfte, dass es bisher keinen einzigen Film, sondern lediglich eine Szene im Disney-Animationsspektakel „Inside Out“ in diesem Farbraum gibt.
Der bisherige Standard für Kinofilme ist DCI-P3 mit 12 Bit Farbtiefe – und in genau diesem (wenn auch nur mit 10 Bit) werden die Filme auch derzeit auf UHD-BD veröffentlicht.
Dummerweise kann aber bisher kein Bildwiedergabegerät für zu Hause auch diesen Standard wiedergeben – die besten schaffen bis zu 98% davon, aber eben keine 100%.


Die Farbräume im Vergleich

Eine wie bei Premium-HD-Displays oder -Projektoren übliche Kalibrierung wäre aber erst bei 100% Abdeckung möglich, eben um 100% Akkuratesse zu gewährleisten.


Spectracal’s Calman-Software kommt schon bald mit HDR-Support

Tools zur 4k-HDR-Kalibrierung für zu Hause gibt es aktuell ebenfalls noch nicht, was sich aber zumindest bald ändern dürfte: SpectraCal arbeitet bereits an einer neuen Version seiner „Calman“-Software. Auch neue, kompatible Mess-Sensoren („Colorimeter“) sind nötig.

3) Man muss aufs Display vertrauen oder raten

Das führt dazu, dass man beim Bild lediglich zwei Möglichkeiten hat:
Entweder aktiviert man bei UHD-BD-Player und HDR-tauglichem Bildwiedergabegerät die „HDMI-Control“, welche die normalen Kontrollen zur Bildeinstellung außer Kraft setzt und ausgraut.
Der Player gibt dem TV nun zu verstehen „Hier kommt ein HDR-Signal, schalte in den dafür vorgesehenen Einstellmodus!“
Die meisten HDR-TVs schalten daraufhin Helligkeit, Farbe, usw. auf 100% – und man muss als User darauf vertrauen, dass dies herstellerseitig so abgestimmt ist, dass es zu einem Bild führt, das möglichst nah an der Wahrheit liegt.
Die andere Möglichkeit ist, man deaktiviert die HDMI-Control und stellt das Bild selbst nach persönlichem Gusto ein – aus Mangel an Kalibrierungstools allerdings dann eher ein qualitativer Blindflug, vor allem weil eben noch kein User ein Heim-HDR-Bild auf einem kalibrierten Display gesehen hat, das als Vergleich oder Anhaltspunkt herhalten könnte.

4) Der Standard ist noch gar nicht fertig

Schlussendlich meldete sich im Frühjahr auch Dolby zu Wort und verkündete, dass man an einer Heim-Version seines Dolby Vision Standards arbeite.


Die technisch beste HDR-Lösung: Dolby Vision

Der bisher von der UHD-Alliance genutzte, offene (und damit für Hard- und Softwarehersteller lizenzkostenfreie) „Open HDR-“ oder auch „HDR10“-Standard beherrscht lediglich eine Farbtiefe von 10 Bit und die HDR-Parameter werden anfangs einmalig für den gesamten Film festgelegt.
Dolby Vision setzt hingegen auch für zu Hause auf 12 Bit, sowie frameweise festlegbare, und somit innerhalb eines Films variable HDR-Parameter. Zusätzlich ist es abwärtskompatibel zu HDR10 und SDR – und wäre damit technisch die beste Lösung.
Zwei Haken gibt es allerdings:
Zum Einen möchte Dolby für die Lizensierung seiner Technologie Geld haben und zum zweiten beherrscht sie keiner der aktuellen UHD-BD-Player und kaum aktuelle Fernseher. Die 2016er LG OLED-Modelle sind, zumindest in Europa, die Ausnahme, erschließen aber ebenfalls nicht das volle Potenzial, da sie zwar 12 Bit-Signale verstehen, diese intern aber auf das Maximum herunterrechnen, was ihr Panel darzustellen imstande ist: 10 Bit, mit 98%iger Abdeckung des DCI-P3-Farbraums.
Auch auf den bisher erschienenen Discs kommt „nur“ HDR10 zum Einsatz.
Die Industrie ist jedoch trotzdem sehr interessiert an Dolby Vision, sowohl erste kompatible Player (die Spatzen pfeifen momentan LG und Oppo von den Dächern), als auch Filme werden noch dieses Jahr erwartet. 2017 dürften dann auch mehr Fernseher hinzukommen.

5) Der Ton macht die Musik

Ein weiteres Problem liegt im Audio-Bereich und heißt Dolby Atmos.
Immerhin beherrschen dies sämtliche BD- und UHD-BD-Player, allerdings mangelt es noch immer an der Software – zumindest für zu Hause, denn ins Kino kommen mittlerweile beinahe alle größeren Hollywoodproduktionen mit diesem Soundformat.


Bisher bei Heiminhalten stark vernachlässigt: Dolby Atmos

Während sich Warner Bros. hier zum Vorbild mausert und sowohl auf BD, wie auch auf UHD-BD viele seiner Neuerscheinungen (Mad Max: Fury Road, San Andreas, In the Heart of the Sea, Batman vs. Superman, …) nicht nur mit englischem, sondern auch mit deutschen Atmos-Ton ausstattet, interpretieren die anderen Studios hier das Thema Kundenfreundlichkeit etwas anders.
Universal startet zwar erst im Spätsommer mit seinen UHD-BDs, bietet aber schon auf herkömmlichen Blu-ray-Neuerscheinungen immerhin eine englische, manchmal sogar eine deutsche Atmos-Tonspur, sofern diese für den jeweiligen Film existiert. Sie sind damit nach Warner sicherlich noch am besten unterwegs – es bleibt zu hoffen, dass sie diesen Kurs beibehalten.
Nun geht es steil bergab:
Sony bot zwar in den USA die eine oder andere Atmos-Blu-ray an, gab aber nun bekannt, dass man Atmos in Zukunft ausschließlich als Premium-Verkaufsargument für die UHD-BDs nutzen wird.


Nur in den USA auf Blu-ray erhältlich: „Bram Stoker’s Dracula“ mit Atmos-Tonspur

Will heißen: Auf BD wird es ab sofort kein Atmos mehr geben, wenn, dann nur noch auf UHD-BD!
Noch einen drauf setzt Fox: Dort war man Atmos-technisch bisher überhaupt noch nicht aktiv, machte nun aber mit „Deadpool“ auf UHD-BD den Anfang und kündigte weitere Scheiben an, sobald dreischichtige 100GB-Discs in Massen produzierbar seien (was seit ca. 10 Tagen nun der Fall sein soll). Die ersten UHD-BDs kamen ebenfalls nur in 5.1 oder maximal 7.1 auf den Markt, so auch „Der Marsianer“ – von dem Fox nun für den Juli einen „Extended Cut“ mit englischer Atmos-Tonspur ankündigte.


Links der Kino-Cut in 7.1 von Februar, rechts der im Juli erscheinende „Extended Cut“ mit englischer Atmos-Spur

Nicht nur, dass sich Käufer der gerade erst erschienenen regulären UHD-BD nun schwarz ärgern dürften, da die Disc bereits nach gut 4 Monaten schon wieder von einer besseren Version überholt wird, auf deutschen Atmos-Ton hofft man sowohl bei Fox, als auch bei Sony zudem vergeblich, es gibt dort lediglich komprimiertes 5.1.
Immerhin experimentiert Fox offenbar auch mit DTS:X, wie die am 09. Juni erscheinende „Independence Day“-UHD-BD beweist – wenn auch erneut nur in englischer Sprache.


Eine der ersten Discs mit (englischem) DTS:X: Independence Day

Für Film-Puristen, die der englischen Sprache mächtig sind und Filme sowieso nur im englischen Original schauen (zu denen auch ich mich zähle), ist dies kein wirkliches Problem, da bei jeder Synchronisation sowieso Tonqualität verloren geht.
Für die, die auf Synchronfassungen angewiesen sind und dennoch Spaß an Dolby Atmos oder DTS:X haben, ist ein derartiges Geschäftsgebaren hingegen ein (erneuter) Schlag ins Gesicht!
Das Schlusslicht bildet Disney, dort hat man bisher öffentlich überhaupt kein Wort über die UHD-BD verloren, eine Unterstützung steht somit vorerst ist den Sternen.

6) Abwärts geht’s

Zu guter Letzt sind die Player immerhin abwärtskompatibel.
Sie laufen also auch an 4k-TVs und -Projektoren ohne HDR-Fähigkeit, sowie an normalen HD-TVs und -Projektoren.
Kontrastdynamik, Farbraum und Auflösung werden dann jeweils auf das passende Maß heruntergerechnet, Player-interne LUTs („Look-Up-Tables“, also quasi „Vergleichstafeln“ zum Umrechnen des Farbraums) machen’s möglich.
Inwiefern auch auf HD-TVs noch ein qualitativer Unterschied zur normalen BD wahrnehmbar ist, hängt sicherlich auch vom Player ab, sowie den Einstellungen, die dieser dazu offeriert.
AV-Insider wird sich bei Erscheinen dem neuen Oppo-Player widmen – stay tuned!

„Was tun?“ sprach Zeus

Was soll man dem ambitionierten Heimkinofreak nun also raten, in Bezug auf die UHD-BD?
Hardware aufrüsten (also Player und ggf. Fernseher) oder abwarten?
Kurz und knapp: Wer warten kann, der wartet!

Wenn alles weiterläuft wie bisher geplant, so wird sich der Markt 2017 entzerren: Es wird Filme mit Dolby Vision und mehr Filme mit Dolby Atmos geben, ebenso kompatible Player und mehr kompatible TVs. Zudem sei gesagt: Wer das volle Potenzial der UHD-BD nutzen will, der braucht sich keine Hoffnungen zu machen, mit weniger als den derzeit besten Fernsehern am Markt auszukommen, namentlich dem Panasonic DXW904 oder den aktuellen LG OLEDs, ggf. noch dem Samsung KS9590.


Derzeit bester Fernseher der Welt: der LG Signature OLED

Selbstleuchtende Pixel oder zumindest FALD („Full Array Local Dimming“, also, wie der neudeutsche Volksmund es nennt, „Full-LED“) sind Pflicht für wirklich begeisternden HDR-Genuss!

Bei Projektoren ist das Thema derzeit noch problematischer, denn HDR benötigt, um wirklich effizient seine Stärken ausspielen zu können, vor allem eines: Licht – und zwar VIEL davon.
Nicht umsonst ist die Projektion im Dolby Cinema mehr als doppelt so hell, wie die herkömmlicher digitaler Kinoprojektoren.
In derartige Sphären gelangt kein aktueller Heimkinobeamer, auf dem Papier HDR-kompatibel oder nicht, was zur Folge hat, dass auf heimische Leinwände projiziertes HDR-Material meist zu dunkel wirkt. Die Beamerhersteller sind nun am Zug, hier bei zukünftigen Modellen Abhilfe zu schaffen.

Immerhin bleibt einem beim Umstieg auf die UHD-BD ein Dilemma erspart, das viele noch zu gut vom DVD-BD-Umstieg kennen: Sämtlichen bisher erschienenen UHD-BDs liegt auch immer eine reguläre (2D-) BD mit bei.


UHD-BDs enthalten (noch?) auch immer auch eine normale Blu-ray

Somit kann man selbst als jemand, der noch keinen UHD-BD-Player besitzt, beim Softwarekauf bereits zur 4k-Version greifen und erspart sich so den späteren Neukauf.
Nur bei 3D-Filmen ist man weiterhin auf die separate Version angewiesen, was sich allem Anschein nach auch nicht ändern wird: 3D ist im UHD-BD-Standard nicht vorgesehen, eine spätere Erweiterung des Standards darauf nicht geplant, auch nicht mit neuen Playern.

Wenig Chancen auf den Massenmarkt

Letztendlich dürfte die UHD-BD, gerade auch im Zeitalter von Streamingplattformen wie Netflix oder Amazon Prime (die ebenfalls auf den HDR-Zug aufgesprungen sind), sowie der immer weiter voranschreitenden „Verbilligung“ beim Otto-Normalverbraucher mit geringem technischen Verständnis und noch weniger qualitativem Anspruch keine Chance haben. Zumal eine Disc mit 20,- bis teilweise über 30,- Euro zu Buche schlägt – die Filmstudios testen hier offenbar gerade die finanzielle Schmerzgrenze der potenziellen Zielgruppe aus.
Die Verkaufszahlen dürften sich nicht zuletzt auch deswegen noch weit unter denen der Blu-ray einpendeln, 10:1 ist da schon ein sehr optimistisches Verhältnis.
Es wird also, ähnlich wie seinerzeit die Laserdisc oder immer mehr auch die 3D-BD, eine Special-Interest-Sparte bleiben, für echte Heimkinoenthusiasten, die sich Qualität und Genuss etwas kosten lassen.
Solange sich das Format für die Studios gut genug rechnet, um es nicht einzustampfen, kann das für den Freak ja auch etwas Schönes, weil Besonderes sein.

Nutzt jemand von Ihnen bereits UHD-BD?
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