Avatar-Fortsetzungen werden mit 48 fps gedreht

James Cameron auf den Spuren des „Hobbit“

Seit Anbeginn werden Kinofilme mit 24 Bildern pro Sekunde (frames per second, fps) aufgezeichnet, aus dem einfachen Grund weil die technischen Möglichkeiten seinerzeit begrenzt waren und das menschliche Auge ab ungefähr dieser Geschwindigkeit Bewegungen als weitestgehend flüssig wahrnimmt. Allerdings auch wirklich nur weitestgehend, denn bereits bei schnelleren Bewegungen oder Kameraschwenks macht sich Ruckeln bemerkbar und es wird zunehmend anstrengender, Objekten mit dem Auge zu folgen.

Dennoch hielt man bis vor Kurzem an den 24 fps fest, nicht zuletzt weil diese Bildgeschwindigkeit einen ganz besonderen Look erzeugt, den Filmfans an Kinoproduktionen schätzen und der diese von TV-Produktionen wie „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ (GZSZ) oder anderen sog. „Daily Soaps“ unterscheidet, die mit 50 oder (je nach Produktionsland) 60 fps aufgezeichnet werden.
Glättungsschaltungen in mordernen Fernsehgeräten, die das Ruckeln von Kinofilmen mit Hilfe von Zwischenbildberechnungen kaschieren sollen, sind daher bei Filmfreunden verpöhnt, da sie i.d.R. für den sogenannten „Soap Effect“ (benannt nach den o.g. „Daily Soaps“) verantwortlich sind: Kinofilme laufen zwar flüssiger, verlieren dadurch aber einen großen Teil ihres hochwertigen Looks und wirken eher wie vermeintlich billige TV-Produktionen.

Trotzdem waren Filmemacher schon seit längerer Zeit auf der Suche nach besserer Bewegtbilddarstellung – schließlich können immer höhere Auflösungen (2k, 4k, 8k, …) nicht alles sein und spätestens mit dem Wiederaufkommen der 3D-Technik traten die Unzulänglichkeiten von 24 fps deutlicher denn je zutage: Gerade bei räumlichen Bildern ist eine flüssige Bewegungsdarstellung mitverantwortlich für den dreidimensionalen Bildeindruck, der bei schnelleren, ruckeligen Kameraschwenks ansonsten gerne einmal zusammenbricht.

Aus diesem Grund entschied sich „Lord of the Rings“-Regisseur Peter Jackson bei der Aufzeichnung seiner neuen „Hobbit“-Trilogie erstmals für eine neue Bildfolge: 48 fps, also die doppelte Anzahl von Bilder pro Sekunde.

Merkte man dem ersten Teil „An Unexpected Journey“ in einigen Szenen noch an, dass auch die Filmemacher zunächst Erfahrungen mit der neuen Technik sammeln mussten (einige Kameraschwenks und Schnitte wirkten zu schnell und hektisch, weil man sich offenbar dachte „Eine doppelte Framerate darf das Auge auch doppelt so stark fordern“, was sich als Trugschluss herausstellte), so spielte bereits der zweite Teil „The Desolation of Smaug“ die Stärken der flüssigeren Bewegtbilddarstellung voll aus und überzeugte mit deutlich angenehmerem 3D, als Filme mit der halben Framerate.
Die „HFR“- (High Frame Rate) Vorstellungen der „Hobbit“-Filme erfreuten sich außerordentlich großer Beliebtheit, was auch beim in diesem Monat erscheinenden dritten Teil „The Battle of the Five Armies“ nicht anders sein dürfte.

James Cameron schaute sich all das aufmerksam an, da auch ihm für seine „Avatar“-Fortsetzungen (von denen drei an der Zahl geplant sind, um am Ende auf insgesamt 4 Filme zu kommen) eine höhere Framerate vorschwebte.
„Avatar“ läutete im Jahr 2009 endgültig die Renaissance des 3D-Films ein, zeigte aber ebenfalls schon seinerzeit, dass bei der Anzahl von Bilder pro Sekunde durchaus noch Verbesserungspotenzial bestand.

Ursprünglich wollte der als Perfektionist bekannte Cameron für die weiteren Teile sogar mit 60 fps arbeiten, vor allem da diese Framerate im Heimvideomarkt bereits stadardisiert ist und man somit ohne Probleme auch z.B. auf Blu-ray Disc oder VOD 60 fps hätte anbieten können.
Wie er jetzt kürzlich bekannt gab, habe man sich aber nun ebenfalls final auf 48 fps festgelegt – evtl. war der „Soap-Effect“ bei 60 fps dann doch zu ausgeprägt, denn bereits schon bei 48 fps bemängeln einige Filmfans, trotz aller Vorteile bei der Bewegungsdarstellung, den mangelnden, liebgewonnenen „Kinolook“.

Avatar 2 soll nach jetzigem Stand im Dezember 2016 in die Kinos kommen, die beiden weiteren Teile jeweils ein Jahr später.
Alle drei Filme sollen an einem Stück u.A. in Neuseeland gedreht werden, die Drehbücher wurden gerade fertiggestellt und sollen laut Cameron „bitchin'“ sein.
Auch eine Dolby Atmos-Abmischung dürfte er sich nicht nehmen lassen.