DVB-T2 in Deutschland soll 2016 starten

RTL & Co. mit dabei, Vollendung bis 2020

DVB-T2 Header

Nach einem Treffen von Vertretern diverser Medienanstalten in Berlin am gestrigen Dienstag steht nun weitestgehend der Zeitplan für die Einführung des erweiterten terrestrischen digitalen Fernsehstandards DVB-T2 in Deutschland fest.
Im europäischen Umland bereits seit längerem im Gebrauch, soll der neue Standard hierzulande Schritt für Schritt ab 2016 eingeführt und wenn alles klappt bis 2020 flächendeckend verfügbar sein. Was auch immer das im Detail, gerade in ländlicheren Gebieten, heißen mag, denn bereits bei DVB-T war vom „Überall-Fernsehen“ die Rede, die Realität sah jedoch vielerorts ganz anders aus.

Nichtsdestotrotz ist dieser Schritt zu begrüßen, zumal uns Deutschen die längere Wartezeit auch einen Vorteil beschert: Im Gegensatz zu den anderen Gebieten in Europa erhalten wir in Deutschland gleich den brandneuen H.265/HEVC-Codec, der die benötigte Datenrate bei gleichbleibender Bildqualität um die Hälfte reduziert – was für die Praxis entweder doppelt so gute Bildqualität (unwahrscheinlich) oder bis zu doppelter Anzahl von Programmen bei gleicher Bandbreite ermöglicht.

Letzteres dürfte deshalb wahrscheinlich sein, da nun, neben ProSieben-Sat1, auch die RTL-Gruppe, die sich in den meisten Gebieten vor einigen Jahren aus DVB-T zurückgezogen hatte („zu unwirtschaftlich“), wieder mit im Boot ist – seit man sich bei DVB-T2 darauf geeinigt hat, eine HD+-ähnliche Verschlüsselung mit im Standard vorzusehen.
Im Klartext bedeutet dies, dass, ähnlich wie beim Satellitenempfang bereits Standard, auch bei DVB-T2 die Öffentlich-Rechtlichen Sender in HD frei empfangbar, die privaten jedoch grundverschlüsselt und nur mit einer (per Gebühr extra zu bezahlenden) Smartcard freizuschalten sein werden, sofern man sie hochaufgelöst genießen möchte. Die DVB-T2-Receiver werden daher, ähnlich ihrer „Kollegen“ für den Satellitenempfang, einen Smartkarten-Einschub samt eingebautem Entschlüsselungssystem bieten. Dass man für DVB-T2 komplett neue Receiver brauchen würde, war, aufgrund der veränderten technischen Spezifikationen, sowieso klar.

Für die Übergangszeit (also von 2016 bis 2020, vielleicht auch auf derzeit noch unbestimmte Zeit darüber hinaus) wird es daher einen sog. „Simulcast“-Betrieb geben, was bedeutet, dass DVB-T und DVB-T2 in diesem Zeitraum simultan, also gleichzeitig, ausgestrahlt werden, um potenziellen Kunden den Umstieg zu erleichtern.
Der Nachteil von Simulcast ist freilich immer, dass der „alte“ Standard (in diesem Fall DVB-T) einen großen Teil der zur Verfügung stehenden Bandbreite beansprucht und somit „Platz“ für zusätzliche DVB-T2-Sender blockiert – was aber nicht anders machbar ist und bereits beim Umstieg Satellit-Analog zu Satellit-Digital so praktiziert wurde und auch heute noch bei SD- und HD-Sendern per Kabel und Satellit stattfindet.

Ob der Zeitplan am Ende exakt eingehalten wird (und ob die Bildqualität am Ende wirklich mit der über Satellit mithalten kann, die auch schon deutlich unter der einer Blu-ray Disc liegt), bleibt natürlich abzuwarten (ich gehe aus Erfahrung eher nicht davon aus), doch selbst wenn der Umstieg einige Jahre länger in Anspruch nehmen sollte, so ist er doch dennoch nötig, ja sogar überfällig, denn nur mit DVB-T2 wird es möglich, in Zukunft HD (oder gar 4k) über die Zimmerantenne zu empfangen – zumindest in großen, privilegierten Teilen Deutschlands.