NETFLIX in Deutschland: Ein erster Erfahrungsbericht

Was taugt der U.S.-Marktführer bei uns?

deutschland fahne

Lange hat’s gedauert, nun endlich ist er da:
Der Video-on-Demand (VOD) Marktführer aus den USA, NETFLIX („Flick“ bedeutet im Englischen umgangssprachlich „Film“ oder „Streifen“) betritt, 7 Jahre nach seinem Streaming-Start in den Staaten, den deutschen Markt!
Im Vorfeld wurde bereits viel berichtet spekuliert und gehofft – bzw., von Seiten der Mitbewerber wie Maxdome, Watchever & Co., gebangt.
Seit gestern, dem 16.09.2014, ist NETFLIX bei uns nutzbar, man kann sich auf der Website www.netflix.com/DE registrieren und erhält einen kostenlosen Probemonat zum Start. Kündigt man während dieses Monats (auch dies wird sympathischerweise direkt auf der Startseite angesprochen und verlinkt), fallen keinerlei Kosten an. Dennoch muss man, bevor man die Registrierung abschließt und der Probemonat beginnt, eine gültige Zahlungsmethode auswählen und mit seinen Daten füttern.

Die Eckdaten

Zur Auswahl stehen hier Bankeinzug und Kreditkarte (beides gestern allerdings noch oft von Fehlermeldungen begleitet), sowie Paypal – die einzige Möglichkeit, die bei mir akzeptiert wurde.

Es werden drei Abo-Modelle angeboten:
Für 7,99 Euro/Monat erhält man Zugriff auf sämtliche im (sich von nun an ständig erweiternden) Portfolio verfügbaren Filme und Serien in normaler SD-Qualität.
Für 8,99 Euro/Monat gibt’s HD-Qualität, sowie die Möglichkeit, 2 Streams gleichzeitig auf verschiedenen Geräten zu schauen (wenn z.B. die Frau oder Freundin gerade ihre Lieblingsserie schauen will, man selber aber im Schlafzimmer ’nen Actionthriller).
11,99/Monat offerieren nicht nur das Ansehen von 4 Streams gleichzeitig, sondern auch den Zugriff auf 4k-Ultra-HD-Qualität (wo verfügbar) – Voraussetzung hierfür ist allerdings ein Smart-TV mit Ultra-HD-Auflösung und Netflix-App, da man hier auf den neuen HEVC-/H.265-Codec setzt. Derzeit bieten Sony und Samsung bei ihren Top-Modellen mit 4k entsprechende Apps an, in Zukunft werden es freilich mehr werden.

„Normale“ (also SD-/HD-) NETFLIX-Apps gibt es sowohl für Smart-TVs von Sony, Samsung und Panasonic, als auch für die Playstation 4 oder diverse Blu-ray Disc Player. Und natürlich auch für Smartphones und Tablets.

Bandbreitentechnisch zeigt sich der U.S.-Primus relativ genügsam:
Für SD-Auflösung wird ein Internetanschluss mit mindestens 3 Mbit/s empfohlen.
HD gibt’s schon ab 5 Mbit/s (wobei NETFLIX hier noch zwischen 720p und 1080p „Super HD“ unterscheidet, Letzteres gibt’s ab 10 Mbit/s).
Für 4k hingegen sind 25 Mbit/s die Empfehlung.
Klingt alles recht wenig, lässt den Fachmann aber auf der anderen Seite zunächst auch gleich eher maue Bildqualität vermuten.
Doch warten wir’s ab.

„Roll the Flick!“

Direkt nach der geglückten Registrierung loggt man sich per E-Mail Adresse und selbst festgelegtem Passwort in einer App auf einem beliebigen Gerät (oder wahlweise auch per PC oder Notebook, iMac oder MacBook per Browser mit installiertem Microsoft Silverlight-Plugin) ein und hat direkten und unbegrenzten Zugriff auf die gesamte Film- und Serienauswahl, die NETFLIX derzeit anbietet.
Wählt man einen Streifen (also einen „Flick“) aus, so hat man noch die Auswahl zwischen deutscher und Originaltonspur. Meistens stehen beide in 5.1 zur Verfügung, es gibt jedoch Stereo-Ausnahmen, die aber hoffentlich ebensolche bleiben oder idealerweise schon in Bälde Upgrades auf 5.1 erhalten werden. Es überrascht zumindest sehr, dass selbst einige Blockbuster wie „Pirates of the Caribbean“ nur in 2.0 vorliegen, dies ist schlichtweg nicht erklärbar.
Zuschaltbare Untertitel (deutsch/original) sind dafür ebenfalls zumeist verfügbar.
Insgesamt also schon einmal keine schlechten Rahmenbedingungen – bessere als bei allen bisherigen Mitbewerbern.
Ich wähle „Bad Boys II“ per Viera Smart-TV-NETFLIX-App in meinem Panasonic TX-P60ZT60E aus, einen Film, von dem ich die Region Code 1 DVD aus den USA besitze und bei dem die Welt seit Ewigkeiten (aber bisher vergeblich) auf eine Blu-ray-Veröffentlichung wartet (warum weiß wohl nur Regisseur Michael „Transformers“ Bay) – und den sehr viele Fans gerne endlich in HD sehen möchten!
Da der Film ab 18 ist, werde ich noch aufgefordert, meine, ebenfalls bei der Registrierung festgelegte, Jugendschutz-Pin einzugeben.
Dann geht’s endlich los.

Ein Druck auf die „Info“-Taste auf der TV-Fernbedienung blendet oben links Informationen zu aktueller Laufzeit, Auflösung und Tonspur ein.
Mit meiner DSL-16.000er Leitung startet der Film zunächst in 480p, nach 10 Sekunden sind es bereits 720p und nach ca. 20 Sekunden wird „1080 Super HD“ angezeigt.
Der Ton liegt grundsätzlich in Dolby Digital Plus (mehr dazu später in einem separaten Artikel) vor, in diesem Fall gar in 5.1 – und zwar in Deutsch, wie auch in Englisch.

NetFlixInfoEin Druck auf die „Info“-Taste offenbart technische Details zu Bild und Ton

Und wie sind Bild und Ton nun vom persönlichen Eindruck, abseits von reinen Zahlen?
Mit einem Wort: Bombastisch!
Selbstverständlich muss man immer im Hinterkopf behalten, dass man es hier mit VOD zu tun hat, bei dem man bandbreitentechnisch niemals derartig aus dem Vollen schöpfen kann, wie z.B. bei einer Blu-ray Disc – und wo man folgerichtig auch keine identische Qualität erwarten darf, weder beim Bild, noch beim Ton.
Es überrascht allerdings, dass Netflix von allen bisherigen VOD-Diensten in Deutschland qualitativ am nächsten an die Blu-ray herankommt, ja es ist sogar besser als die besten HD-Fernsehsender!
Die Filme liegen in 24p vor, werden aber von den meisten Apps in 60Hz wiedergegeben, weswegen sich i.d.R. hier und da Pulldown-Ruckeln bemerkbar macht. Auf der Panasonic Viera-App fällt dies aber z.B. deutlich weniger stark auf als auf der Playstation 4.
Mein OPPO BD-103EU hingegen stellt die Netflix-App mit 50Hz dar, wodurch die Filme permanent und unansehnlich ruckeln. Aktuell daher unbrauchbar. Erst wenn man den Player im Setup von „Multi System“ auf „NTSC“ stellt, ist die Wiedergabe mit der der Panasonic Viera-App vergleichbar, von der Detailzeichnung des Bildes sogar noch besser. Allerdings ist es unpraktisch, jedes Mal den Player umzustellen – hoffen wir also auf ein Update der App.

Auch auf Smartphones oder Tablets ist NETFLIX per App nutzbar – ebenfalls mit atemberaubender Bildqualität, die auf den kleinen Displays sogar noch schärfer wirkt!

Eine neue Ära des Film- und Serienkonsums

Unterm Strich läutet NETFLIX nun auch bei uns eine neue Ära ein:
Die Qualität ist im VOD-Bereich bisher konkurrenzlos, ebenso die durchgehenden Optionen auf Originaltonspur und Untertitel, sowie der sehr hohe Anteil an 5.1-, HD- und sogar 4k-Inhalten.
Und all das zu Preisen, die den Markt gehörig aufmischen und die Konkurrenz in Zugzwang bringen dürften.
Die Film- und Serienauswahl ist bereits zum Start sehr gut, wird in Zukunft aber von nun an immer weiter wachsen und, vor allem mit steigender Abonnentenzahl, auch noch deutlich aktueller werden.

Ich persönlich bin, gerade als ehemaliger Watchever-Kunde, wirklich begeistert von NETFLIX und empfehle jedem, der über eine ausreichend schnelle Internetleitung verfügt, zumindest mal den kostenlosen Probemonat zum Reinschnuppern zu nutzen.
Es lohnt sich auf jeden Fall!

Insider-Analyse

Vorteile:
+ zum Start gute Mischung aus Filmen und Serien
+ Deutsche und Originaltonspuren auswählbar
+ Untertitel verfügbar
+ Dolby Digital Plus für hohe Tonqualität
+ bereits zum Start sehr viel in 5.1
+ exzellente Bildqualität
+ HD und 5.1 Filme sind entspr. gekennzeichnet
+ bereits jetzt 4k-Inhalte
+ sehr gute und schnelle Bedienbarkeit
+ sehr guter dynamischer Codec
+ günstige Abopreise
+ unkompliziert monatlich kündbar

Nachteile:
– Angebot könnte immer noch größer sein
– einige Blockbuster nur in 2.0 Stereo